Idee

Das weltweit erste Museum für die etwas anderen Autos.

Gedanken.

Bald ein Jahrhundert ist die Gattung der geländegängigen Pkw schon auf den Rädern. Aus den nutzorientierten Arbeitsmaschinen von einst sind zum Teil wahre PS-Giganten mit High-Tech-Antrieben und Luxusausstattung für eine kaufkräftige Kundschaft geworden. Die stetig boomende Branche der sogenannten Sport Utility Vehicle (SUV) ist der vorläufige Höhepunkt des langen Siegeszuges einer konzeptionellen Idee. Ein Fahrzeug zu bauen, das überall hinkommt, das dort noch beweglich ist, wo andere stehen- oder gar steckenbleiben. Eingedenk der hartgummibereiften Holzspeichenräder aus der Kinderzeit des Automobils ein verständlicher Wunsch. Diese mehr oder weniger kraftvoll motorisierten Kutschen kamen jenseits befestigter Wege schnell an ihre Grenzen. Doch diese wollten viele überschreiten: Entdecker, Jäger und vor allem Militärs. So, wie der Krieg zum Vater vieler Dinge (U-Boot, Flugzeug, Mondrakete) wurde, war er es leider auch für den Geländewagen. Ingenieure vieler Staaten bemühten sich, ihre Truppen bestens mobil zu machen. Die Wege und die Irrwege, um dieses Ziel zu erreichen, waren manchmal gleich, oft ähnlich und genauso häufig ganz unterschiedlich. Die einen bauten schwer, die anderen leicht, es gab großvolumige Triebwerke und ganz schmalbrüstige Motorchen. Manche Konstrukteure schworen auf die Antriebsformel 4x2, etliche bastelten über viele Jahre mit 4x6 herum, bis schließlich die meisten bei 4x4 landeten. Was mußten solche Autos können? Eigentlich alles: wendig sein und widerstandsfähig, kompakt aber geräumig, kraftvoll doch sparsam, schnell fahren, langsam-ausdauernd klettern, viel tragen und noch mehr ziehen können. Manche sollten sogar schwimmen. Viele haben sich bewährt. Erst auf dem Schlachtfeld, später auf dem Friedensacker. Daß Autos mit derartigen Eigenschaften auch privaten Bedürfnissen entsprachen, hatten die Konstrukteure des Land Rover Serie I erkannt. Ihre Schöpfung verbreitete sich ab Mitte der 40er Jahre in der ganzen Welt. Wo nicht real, so via Fernsehapparat. Tausende von Heranwachsenden sahen begeistert den "Auftritt" von Landys in solchen Afrika-Serien wie "Daktari" und "Die Löwin Elsa". Mittlerweile gab es viele ausrangierte Militärjeeps im Straßenbild, die neue Besitzer und Freunde gefunden hatten. Bei den einen mußten sie schindern, die anderen schinderten für ihren Erhalt als technisches Denkmal. Lange Zeit blieb der Geländewagen jedoch vor allem eines - Arbeitstier. Erst mit solchen Typen wie dem Suzuki LJ 80 kam ab Anfang der achtziger Jahre der Faktor Spaß ins Käuferbewußtsein. Der kleine Japaner sprach dazu noch jene Kundenschichten an, für die bspw. ein Mercedes G zu groß und zu teuer war. Auf die veränderten Erwartungen stellte sich die Industrie ein und dreht seither eifrig an der Bedürfnisspirale. Eine Vielzahl von Fahrzeugvarianten, die mit dem Allradantrieb werben, bevölkert heute den Markt. Im "Crossover" der Gattungen sind hybride Fahr-Wesen entstanden, die mit all den möglichen Bedürfnissen sportlicher oder geländeorientierter Fahrer und Fahrerinnen, nebst Kindern, Krempel und Haustieren kompatibel gemacht sind. Allrad ist Alltag geworden. Den Hauch der weiten und rauen Welt jenseits der Straße verbreiten Hochglanzprospekte und Werbespots um so eifriger. Dabei spielt es keine Rolle, daß kaum einer dieser Wagen je echtes Gelände zu sehen bekommt. Ihre Käufer lieben den Mythos vom Alleskönner-Auto und sie hängen daran, wie an der Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer. Die Saga hebt das Selbstbewußtsein und fördert den Absatz. So gibt es gerade in diesem Marktsegment eine starke Identifizierung der Fahrer mit ihrem Gefährt und eine Reklame, die mit immensem Aufwand an der Aura des Allrad-Pkw strickt. Dabei rekurriert sie ungeniert auf die wilde Vergangenheit dieser Fahrzeug-Gattung, mal vordergründig oder subtil. Von dem ganzen Rummel abgesehen, gab es jedoch bislang keine schlüssige, überblicksartige, reale und öffentlich zugängliche Präsentation historischer Geländefahrzeuge. Gab es also eine "Religion", aber keinen "Tempel"? Leider ja. Oldtimer dieser besonderen Art fanden und finden allenfalls als Appendix in Militärmuseen oder als vereinzeltes Kuriosum bei Automobilmessen statt. Auf publizistischer Seite existieren zwar etliche, doch wenig tiefgründige und zudem eher fragmentarische Werke zum Thema. Mitunter herrscht gar das Verdikt der Verbannung aus einschlägigen Oldtimer-Gazetten, die peinlich bemüht sind, nicht in den Ruch allzu großer Nähe zum vermeintlich Militaristischen zu geraten. Der Versuch, die Geländewagenhistorie "am lebenden Objekt" darzustellen, ist tatsächlich erst mit unserem Museum unternommen worden. Es bleibt zu wünschen, daß so eine Pioniertat zuweilen auch von jenen honoriert wird, die heutzutage mit der Legende des Geländeautos gutes Geld verdienen.
Wer etwas über die Ursprünge der "Mythologie" wissen will, der wird an diesem Museum Freude haben. Hier gibt es nicht einfach nur Autos sondern richtige Kraft-Fahrzeuge zu sehen, ohne Servolenkung, ohne elektrische Scheibenheber, ohne Klimaanlage und ohne Sitzverstellung. Sie sind laut und stinken. Sie können (fast) alles und jedes hat seine ganz eigene Geschichte durchfahren - eben abseits aller Straßen durch die Zeit.

Geschichte.
Die Idee zu unserem Museum stammt aus der ersten Hälfte der 90er Jahre. Damals kannten sich viele der späteren Museumsmacher noch gar nicht. Zunächst waren sie, jeder für sich, auf die eine oder andere Weise zu einem Geländewagen-Oldtimer gekommen. Manche sind seit ihrer Kindheit von diesen Fahrzeugen begeistert. Viele erwarben im Zuge der Auflösung der NVA-Bestände ein solches Mobil. Damals gab es jedoch keine Szene, wie sie sich mittlerweile etabliert hat. Wer einen GAZ 69 oder einen P3 sein Eigen nannte, stand oft allein auf weiter Flur, mitunter belächelt oder gar als Spinner abgetan. Damals waren all die vielen gebrauchten Westautos en vogue, die hierzulande begierige Abnahme fanden. Auf der Suche nach Fahrzeugen und Ersatzteilen sowie bei der Erforschung der Ursprünge der Ost-Geländewagen kamen sich die "Einzelkämpfer" näher. Erste Treffen wurden veranstaltet, Erfahrungen ausgetauscht und Visionen gesponnen. Eine davon kreiste um eine wünschenswerte Ausstellung zu der ungemein aufschlußreichen Geschichte des Allradfahrzeugbaus in der ehemaligen DDR. Alles was nunmehr frei zugänglich war, hatte bis 1989 unter strengster Geheimhaltung in Archiven geschlummert und war weitgehend unbekannt geblieben. Neben den mittlerweile sich häufenden schönen Restaurierungen lag dieses Material vor, doch gab es noch keinen Ort, an dem das alles dauerhaft gezeigt werden konnte. Gewissermaßen Testläufe waren für uns die temporären Präsentationen in Köln (Internationale Offroad-Messe 1996), München (Internationale Offroad-Messe 1997), Eröffnung des Lausitzrings (2000), Leipzig (Automobil International 2000), Dresden (Automobilmesse 2001), im Museum für Sächsische Fahrzeuge Klaffenbach (1997 bis 1998) und im Barkas Museum Frankenberg (1999). In allen Fällen war die Resonanz recht positiv und es wurde klar, dass die zahlreichen Nachfragen zur 4x4-Geschichte eine bedauerliche Leerstelle in der großen Erinnerungslandschaft der Automobilgeschichte markierten. Mit dem Umzug des zukünftigen Vereinsvorsitzenden in die Lausitz war dann endlich der Ort gefunden, an dem die Idee verwirklicht werden konnte. Endlich hatte einer von uns den für das Vorhaben unerlässlichen Platz zur Verfügung. Am Ziel waren wir jedoch noch lange nicht. Der Umbau des bislang als Unterkunft genutzten Gebäudetraktes sowie die Ausgestaltung des Museums nahmen drei Jahre in Anspruch, schon allein deshalb, weil die meisten der am Aufbau Beteiligten über große Entfernungen anreisten, was oft nur an den Wochenenden möglich war. So ist das Museum - feierlich eröffnet am 01. März 2003 - vor allem durch die solidarische (kein modernes, doch sehr treffendes Wort) Zusammenarbeit von ganz unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen Regionen entstanden. Trotz Zeit-/Material- und Mittelknappheit ist die Idee letztlich doch verwirklicht worden. Ganz nebenbei ist damit etwas weltweit einmaliges entstanden, was es bisher, man mag es kaum glauben, nirgends gegeben hat: ein Museum nur für Geländewagen. Ein so von uns nicht vorhergesehener und daher nicht beabsichtigter Effekt, den wir jedoch nunmehr gern und selbstbewußt für uns reklamieren können.

Grundidee.
Jenes ursprüngliche Vorhaben, die Geschichte der DDR-Geländewagen am "lebenden Objekt" zu zeigen, hat im Laufe der Zeit entscheidende Veränderungen erfahren. Schon im mobilen Besitztum unserer Vereinsmitglieder spiegelt sich eine Vielfalt von Fahrzeugen, die über die Grenzen der DDR hinausgeht. So ein Potential konnte und sollte sehr gut genutzt werden, sind doch die landeseigenen Kreationen kaum ohne ihre Vorläufer denkbar und ohne ihre östlichen und westlichen Pendants schwerlich vergleichbar. Es lag demnach auf der Hand, sich der gesamten Gelände- und Kübelwagenfamilie anzunehmen, aus einem reichhaltigen Reservoir zu schöpfen und es dem Publikum nahe zu bringen. Weil der Platz in unseren Ausstellungsräumlichkeiten Grenzen hat, ist es notwendig, die Exponate zu wechseln, um die gesamte Bandbreite des Themas zeigen zu können. Damit ist natürlich ein beträchtlicher Aufwand betreffs Suche, Einwerbung, Transport und Präsentation von neuen Ausstellungsstücken verbunden. Von der umfangreichen Arbeit profitiert vor allem das interessierte Publikum, das oft neue Exponate zu sehen bekommt. Erst dieser Prozeß wird, über viele Jahre hinweg, die Schau der Geländewagenhistorie komplettieren. Sie wird damit abhängig sein von unserem Engagement und unserem Geschick, Enthusiasten zu finden, die wir davon überzeugen können, daß ihre Fahrzeuge in unserem Museum vielen Menschen Freude bereiten. Unseren Leihgebern kommt mit dem Lob des Publikums eine besondere Art von Anerkennung für ihre oft anstrengenden Restaurierungsleistungen zugute. Der Gedanke, das eigene Schmuckstück in einem Museum ausgestellt und bewundert zu wissen, ist mit einer Genugtuung verbunden, die nicht erhält, wer seine Schätze nur für sich in dunklen Garagen hortet. So sind alle Exponate, ob Fahrzeuge, Zubehör oder Gestaltungsmaterial das Eigentum von Vereinsmitgliedern oder großzügige Leihgaben bzw. Geschenke von Freunden und Sympathisanten.
Unsere Schau ist eine Dauerausstellung und sie ist es auch wieder nicht. Ein Widerspruch? Ja, aber ein interessanter. Während der Grundgedanke, die Geschichte des Geländewagens zu zeigen, konstant präsent sein wird, ist das Angebot an realen Schau-Stücken einem ständigen Wandel unterzogen. Die "weiche" Idee bleibt, die "harten" Exponate kommen und gehen. Langweilig wird das mit Sicherheit nicht.

Grundsätze.
Wenngleich von ambitionierten Autodidakten geschaffen, fühlt sich unser Verein trotzdem den Grundsätzen professioneller musealer Arbeit verpflichtet: "Bergen, Restaurieren, Dokumentieren, Präsentieren" sind auch die Prämissen unserer Arbeit, deren Ergebnisse sich durchaus mit denen berufsmäßiger Museumstätigkeit messen lassen wollen. In Zeiten kleiner werdender Staatssäckel kommt privaten Initiativen in allen gesellschaftlichen Bereichen eine wachsende Bedeutung zu. Daß dabei das Niveau keineswegs sinken sollte, ist wohl dann als Selbstverständlichkeit anzunehmen, wenn das Vorhaben mit einem gewissen Respekt betrieben wird. Den gebietet der historische Gegenstand ebenso, wie die Verantwortung gegenüber der interessierten Öffentlichkeit. Beide, Geschichte wie Gäste, sind uns Ausstellern ja in gewisser Weise "ausgeliefert". Sie sind auf unsere Kundigkeit, Ernsthaftigkeit und Korrektheit angewiesen. Dem wollen wir stets gerecht werden.

Zur Beachtung.
Viele der hier gezeigten Exponate hatten eine militärische Bestimmung. Anders als in der heutigen Zeit wurden Geländewagen ursprünglich vor allem für das Militär konstruiert und gebaut. Im zivilen Leben gab es solche Fahrzeuge nur selten. Vor allem deshalb, weil damals ein Automobil und gar ein Geländewagen so teuer war, daß sich so etwas kaum jemand leisten konnte. Unter den historischen Geländefahrzeugen finden sich also meist "kriegerische" Exemplare. Sie werden hier in ihrem ursprünglichen Einsatzzweck präsentiert, ohne daß damit von Seiten des Vereins eine Verherrlichung des Militärischen, einzelner Epochen, verschiedener Armeen oder ähnliches verbunden ist. Manche Besucher werden mit dem einen oder anderen Fahrzeug ganz persönliche Erinnerungen verknüpfen. Soweit das im Rahmen einer derartigen Ausstellung möglich ist, sind alle gezeigten Konstruktionen in ihren historischen Kontext eingebettet. Das auch deshalb, weil die konzentrierte Darstellung interessanter Technik nicht den Zweck und die Zeitumstände vergessen machen soll, unter denen sie entstanden ist und genutzt wurde.
Wir wollen unsere Exponate demzufolge nicht nur als technische Anschauungsobjekte sondern auch als geschichtliche Denk-Male verstanden wissen.


Fakten
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